SLASHSLASH
In der Werkgruppe SLASHSLASH, die aus Objekten, Fotografien und einem Video besteht, beschäftigt sich Eva Dittrich mit Fragen des Fixierens und des Entgleitens von Raum und Zeit. Alles ist einer permanenten Veränderung, einem ständigen Prozess unterworfen. Wann ist der richtige Moment etwas zu halten, dem Geschehen eine Form zu geben? Dittrich geht von der Fotografie aus, die es ihr erlaubt einzelne Momente bildlich zu fixieren, also die Zeit anzuhalten. In einem Konvolut von Inkjet Prints, das sie auf einer Wandfläche installiert, setzt sie sich mit dem flüchtigen Medium Licht auseinander. Gleichzeitig verwehrtet sie ihre Sheets und auch andere Arbeiten wie Skizzen, Drucke und Notizen immer wieder neu und verändert sie. Oftmals verdichtet sie solche Papierarbeiten in einem langwierigen Prozess des sich Überlagerns, Schichtens und des Zusammenfaltens zu runden Objekten, die an Steine erinnern. Manche dieser Objekte sind in der Mitte geteilt und machen die vielen Schichtungen und damit Zeit sichtbar. Neben diesen auf dem Boden wie zufällig angeordneten Schichtungen finden sich auch kleine Keramikobjekte. Sie wirken wie undefinierbare Funde längst vergangener Zeiten und zeigen den unsichtbaren Zwischenraum zwischen einer Hand und den Raumecken eines Ateliers. All diese Objekte sind wie beiläufig entweder direkt auf dem Boden oder auf Glasscheiben angeordnet. Sie wirken wie Fixpunkte, wie Koordinaten im Raum, die den realen, unendlichen Raum vorübergehend neu definieren. Als scheinbar stabile Mitte dieser Wegmarken steht auf dem Boden eine kleine Projektion, die den vergeblichen Versuch der Künstlerin zeigt, mithilfe der Reflektion der Sonne in der Kameralinse die Silhouette einer Wolke nachzuzeichnen. In der Arbeit von Eva Dittrich, wird etwas erlebbar, was auch zur Grunderfahrung der Recherche bei Marcel Proust gehört, nämlich das sich Entziehen der Dinge. Auch Dittrich ist mit ihrer raumgreifender Installation, in der wir uns als Betrachtende permanent neu ausrichten müssen, möglicherweise auf der vergeblichen Suche nach etwas Bleibendem, nach gewissen Konstanten in der Endlosigkeit. Vielleicht ist es eine gebremste Zeit, eine Art Gegenwart, die sie zwischen den Gattungen sucht.
Dr. Verena Tintelnot
Kunsthistorikerin und Kuratorin